Wo sind die Frauen in der Cybersicherheit? | Stormshield

Der Sektor Cybersicherheit bietet attraktive Gehaltsperspektiven und zeichnet sich durch seine Dynamik aus, doch es ist dort akuter Talentmangel zu beklagen, vor allem auf weiblicher Seite. Laut einer Studie der Organisation (ISC)² sind lediglich 11 % der Beschäftigten des Bereichs Frauen. Vielleicht könnte ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis aber Abhilfe gegen die Knappheit der Talente schaffen?

Wenn man die Branche auf einem Klassenfoto mit 20 Schülern abbilden könnte, wären auf dem Foto nur zwei Frauen zu erkennen. Eine 2017 veröffentlichte Studie verdeutlicht, dass nur 11 % der Stellen vom weiblichen Geschlecht besetzt sind. Dieses Ungleichgewicht konnte auch Stormshield in seinen Lehrgängen beobachten. „2018 waren 95 % des Publikums unserer Lehrgänge der Stufe 1 Männer; bei der Niveaustufe 2 waren sogar nur 2 % der Kursteilnehmer weiblich“, betont der Schulungsbeauftragte Xavier Prost. Doch woher rührt diese Diskrepanz?

Es fehlt an weiblichen Vorbildern

Den Zahlen von Syntec Numérique (größte französische Gewerkschaft für digitale Berufe) zufolge sind lediglich 27 % der Stellen im Digitalbereich in Frankreich von Frauen besetzt, während es in Südostasien und dem Nahen Osten etwa die Hälfte sind. „Die Zahlen sprechen Bände und laut Syntec Numérique gibt besonders die Lage in Frankreich großen Anlass zur Beunruhigung im Vergleich zu Ländern in Südostasien und im Nahen Osten. Das typische Bild vom Informatiker übt auf junge Frauen wenig Anziehungskraft aus! Schuld daran sind kulturelle und gesellschaftliche Gegebenheiten.

Und diese Vorurteile halten sich hartnäckig. „Man muss nur mal einen Blick in eine Zeitschrift werfen: Frauen interessieren sich anscheinend nur für Schminktipps und Mode. Kleine Mädchen wachsen in einer von Stereotypen geprägten Gesellschaft auf und viele trauen sich deshalb kein Informatikstudium zu, da sie denken, dass das nichts für sie ist“, kritisierte Ilijana Vavan, Generaldirektorin von Kaspersky Lab, im vergangenen Juni im französischen Wirtschaftsblatt Les Echos. Jede dritte Frau glaubt, dass die Berufe in der Cybersicherheit nur etwas für (männliche) Computernerds sind. Dieses Bild wird auch in Fernsehserien und Filmen vermittelt, in denen Frauen nur selten eine IT-Tätigkeit ausüben.

Es wird oft vergessen, welche tragende Rolle Frauen in der Geschichte der Informatik gespielt haben.

Sylvie Blondel, Personalchefin bei Stormshield

So kommt es auch, dass in der Cybersicherheit – wie in der gesamten IT-Branche – weibliche Leitfiguren fehlen. Jeder kennt den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, aber wer weiß schon, welche Funktion Sheryl Sandberg im selben Unternehmen innehat? „Es ist in Vergessenheit geraten, dass Frauen in den Anfängen der Informatik – während der 1970er-Jahre – eine entscheidende Rolle spielten. Wer erinnert sich heute zum Beispiel noch an Grace Murray Hopper? Wir müssen Stereotypen bekämpfen und die Frauen in der IT vorzeigen. Man kann nicht einfach so auf die Hälfte der Talente verzichten!“, mahnt Sylvie Blondel, Personalchefin bei Stormshield.

Die Grundlagen einer weiblicheren Digitalbranche werden in der Schule gelegt

Die Aufklärungsarbeit muss schon in der Schule beginnen. „Die Cybersicherheit als Branche hat einen Imagewandel nötig und muss offener und bunter werden, um ein repräsentativeres Bild der Gesellschaft zu zeigen. Je früher man ansetzt, desto leichter kann man mit Stereotypen aufräumen“, meint Charlotte Graire, Head of Strategy & Business Development bei Airbus CyberSecurity. „Die Schülerinnen sollten unbedingt schon vor der Wahl der Schwerpunktfächer in der Oberstufe über alle Möglichkeiten richtig informiert werden.“ „Frauen sind in den Bereichen Technik und Naturwissenschaften unterrepräsentiert. Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, Vorurteile zu bekämpfen“, ergänzt Maryse Levavasseur, Software-Entwicklungsingenieurin bei Stormshield.

Die Cybersicherheit als Branche hat einen Imagewandel nötig und muss offener und bunter werden, um ein repräsentativeres Bild der Gesellschaft zu zeigen.

Charlotte Graire, Head of Business Development & Alliances bei Airbus CyberSecurity

Gemeinsam mit dem Verein Femmes Ingénieurs besuchen die beiden Frauen Schulen, um zu demonstrieren, dass diese Fachbereiche nicht allein Männern vorbehalten sind. Der Verein hofft, Mittel- und Oberstufenschülerinnen ausreichend zu informieren und zu motivieren, damit diese bei der wichtigen Wahl ihrer Leistungskurse die richtige Entscheidung treffen. Auch die Stiftung Femmes@Numérique engagiert sich stark für einen höheren Frauenanteil im Sektor und spricht gezielt Schülerinnen in der Grundschule (3. und 4. Klasse) und weiterführenden Schulen an.

Dies ist eine äußerst sinnvolle Initiative, den Schülerinnen weibliche Vorbilder vorzuführen und den Informationsmangel bezüglich dieses anspruchsvollen Berufsbilds zu beseitigen, denn laut einer Studie von Kaspersky Lab (siehe PDF) wussten nur 20 % der Befragten genau, was den Beruf eines IT-Sicherheitsexperten ausmacht – diese Zahl lag bei den weiblichen Studienteilnehmern sogar nur bei 16 %. „Der Cybersicherheitssektor ist ein eher unbekanntes Feld und viele denken, dass wir uns nur mit Hackerangriffen beschäftigen, dabei ist das nur ein kleiner Teil der Arbeit“, so Charlotte Graire. Für die IT-Entwicklung ist demnach ein hohes Maß an Kreativität vonnöten, was jedoch häufig verkannt wird.

Weibliche Kompetenz aufzeigen

Mit dem Universitätsabschluss ist es noch lange nicht getan. Wenn eine frischgebackene Ingenieurin eine Stelle ergattert hat, muss sie sich in einer Männerwelt zurechtfinden. Maryse Levavasseur, die einzige Frau in ihrer Abteilung, verfügt über ein stichhaltiges Argument, um sich nicht so leicht unterbuttern zu lassen. „Die technischen Tests bei Stormshield sind äußerst anspruchsvoll. Vor meiner Einstellung habe ich die mir gestellten Aufgaben erfolgreich gemeistert. Diese Tests bieten die Möglichkeit, die Fähigkeiten von Bewerbern objektiv zu bewerten, ganz gleich, ob es ein Mann oder eine Frau ist.

Trotz ihrer Fähigkeiten haben auch erfolgreiche Frauen der Branche zuweilen Mühe, sich Gehör zu verschaffen. „Es ist schwierig, ernst genommen zu werden. Ich erinnere mich noch an eine Fachmesse, auf der sich die Aussteller nur an meinen Kollegen wandten, obwohl ich die Verantwortliche für den Kauf eines neuen Cybersicherheitsprogramms für meine Fakultät war“, empört sich Florence Lecroq, Doktorin der Elektrotechnik und industriellen Informationstechnik an der Universität Le Havre. „Trotz meiner akademischen Leistungen muss ich andere immer noch erst von meinen Fähigkeiten überzeugen und hierfür 50 % mehr Energie aufwenden als ein Mann.

Die Zahlen sprechen für sich: Auch in der Digitalbranche ist es noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung. Frauen bekleiden im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen seltener Schlüsselpositionen und werden trotz besserer Qualifikation schlechter bezahlt (51 % der Frauen haben mindestens einen Master, aber nur 45 % der Männer).

Der von Nacira Salvan gegründete Verein CErcle des Femmes de la CYberSécurité (CEFCYS) gehört zu den Institutionen, die ein weiblichen Sprachrohr für den Sektor repräsentieren und versuchen, etwas in den Köpfen der Menschen zu bewegen. Sollte man noch einen Schritt weiter gehen und eine Frauenquote einführen? „Von solchen rechtlichen Zwangsmaßnahmen halte ich nicht viel. Das funktioniert in der Realität sowieso nicht und gewisse Unternehmen würden lieber Bußgelder zahlen als die Spielregeln einzuhalten“, lenkt Sylvie Blondel ein. „Anstatt jemandem Entscheidungen vorzusetzen, wäre es besser, mit gutem Beispiel voranzugehen und zu zeigen, dass die IT von Frauen profitieren kann, sie ihr Fach beherrschen und ihre Daseinsberechtigung in der Branche haben. Die Aufklärungsarbeit und die Bekämpfung von Stereotypen erfordern eine zahlenmäßig höhere Vertretung von Frauen in diesen Berufen.

Die Zeit drängt. Die Europäische Kommission geht davon aus, dass im Jahr 2020 756.000 digitale Fachkräfte in Europa fehlen werden. Laut France Stratégie und der Statistikbehörde DARES werden im Jahr 2022 in Frankreich zwischen 170.000 und 212.000 Stellen im Bereich Digitales zu vergeben sein. Es könnte sich also lohnen, schon heute in die (Computer-)Ausbildung von jungen Gymnasiastinnen zu investieren.

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Über den Autor
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Victor Poitevin Editorial & Digital Manager, Stormshield

Victor ist Digital Manager bei Stormshield. Er gehört zur Marketingdirektion und hat die Aufgabe, die Sichtbarkeit der Gruppe im Web zu verbessern. Websites, soziale Netzwerke, Blogs – das gesamte Ökosystem von Stormshield wird dafür herangezogen. Um die anderen digitalen Ambitionen der Gruppe umzusetzen, stützt er sich auf verschiedene Erfahrungen in einigen großen französischen und internationalen Konzernen sowie bei einer Publikationsagentur.